Ein Roboter bei der Feuerwehr? Bei der Freiwilligen Feuerwehr in Jemgum kommt Spezialausrüstung zum Einsatz. Das LUF 60 wurde entwickelt, um unter anderem im Emstunnel Brände bekämpfen zu können, bei denen der Einsatz eines Trupps zu gefährlich wäre. Wie das funktioniert, zeigen wir Euch in der folgenden Reportage. Viel Spaß!
Bis zu zweieinhalb Meter hoch, so schwer wie zwei Kleinwagen und kettenbetrieben wie ein Panzer: Das ist das Löschunterstützungsfahrzeug, kurz LUF 60, der Freiwilligen Feuerwehr Jemgum. Das Besondere an dem Gefährt: Es kommt dorthin, wo sonst niemand mehr alleine hinkommt. Denn beispielsweise bei einem Gasspeicherbrand sind den Einsatzkräften schnell Grenzen gesetzt.
Über die Grenze der Kameradinnen und Kameraden hinaus
Jan ist Ortsbrandmeister bei der Freiwilligen Feuerwehr Jemgum. Er erklärt: „Die Temperaturen bei einem Brand sind sehr hoch. Mit normalen Mitteln können wir die Temperatur nicht so schnell herunterkühlen.“ Hier hilft das LUF 60. Es erlaubt es, die Temperaturen an der Brand- beziehungsweise Unglücksstelle schnell herunterzukühlen. So können die Kameradinnen und Kameraden viel schneller aktiv werden als ohne die Hilfe eines LUF.
Ähnlich einer Schneekanone
Doch wie funktioniert das Löschunterstützungsfahrzeug? Mit einer Windgeschwindigkeit wie bei einem Orkan versprüht das Lüfterrohr bis zu 2400 Liter Löschwasser pro Minute durch seine insgesamt 360 Düsen. Vergleichbar mit einer Schneekanone erzeugt das LUF so einen Wassernebel aus Milliarden kleinen Tröpfchen. Die Umgebungstemperatur wird dadurch in kurzer Zeit auf zirka 100 Grad gesenkt. Das ist besonders wichtig bei einem Brand in einer U-Bahn-Station, Tiefgarage oder einem Tunnel. Ohne Kühlung war hier oft kein Weiterkommen für die Kameradinnen und Kameraden möglich. 2006 bekam die Feuerwehr Jemgum schließlich sein LUF 60. Ortsbrandmeister Jan erinnert sich an die Situation vor Anschaffung des LUF 60: „Man hat stets versucht, so weit als möglich an die Einsatzstelle heranzukommen. So weit, wie es die körperliche Belastbarkeit der Kameradinnen und Kameraden zugelassen hat. Doch es war immer sehr brisant und gab bei manchen Einsatzorten wenig Möglichkeiten, an den Brandort zu gelangen.“
Weitere Einsatzmöglichkeiten entwickelt
Zusammen mit dem österreichischen Hersteller Rechners entwickelten die Kameraden aus Jemgum eine weitere Einsatzmöglichkeit: Dank Einspeisung von Schaummittel kann das LUF 60 nun auch aktiv zum Löschen schwer erreichbarer Brandherde genutzt werden. Der vom LUF produzierte Löschschaum, hier Übungsschaum, kann bis zu 35 Meter weit geworfen werden – fast sieben Mal weiter als früher. Und ist sogar noch besser als herkömmlicher Schaum. „Weil wir so viel Luft in das Wasser-Schaumgemisch hineinblasen, ist der Schaum viel stabiler. Und es wird weniger Schaummittel benötigt, um den Löschschaum zu erzeugen, da das Volumen durch die große Menge Luft im Schaum immens gesteigert wird.“
Gut geschützt können vom LUF aus zwei Personen ein Feuer bekämpfen. Gesteuert wird das LUF 60 per Fernbedienung, mit einer Reichweite von 300 Metern. Das Raupenfahrwerk kann sogar Treppen hoch- und runterfahren, es erlaubt exakte Fahr- und Wendemanöver, kann Hindernisse gegebenenfalls beseitigen und Anstiege mit bis zu 30 Grad Neigung überwinden. Und das Beste: Alle Bauteile sind leicht zugänglich und wartungsfreundlich angeordnet.
Eine Besonderheit in Norddeutschland
Solch ein LUF 60 ist in Norddeutschland nur noch bei der Berufsfeuerwehr in Hamburg stationiert. Auch deshalb wurde das LUF aus Jemgum schon bei Großbränden von den Nachbarkreisen zur Unterstützung alarmiert. Schon sechs Mal kam es zum Einsatz und hat dabei Millionenwerte vor dem Verbrennen bewahrt. Wer schon einmal eine Fernsteuerung in der Hand hatte, der lernt den Umgang in kürzester Zeit. Auch die Kameradinnen und Kameraden der Wehr Holtgaste sind an diesem Fahrzeug ausgebildet und können bei Bedarf alarmiert werden.
Das Löschunterstützungsfahrzeug LUF 60 – kleines Fahrzeug, großer Helfer!
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Special Machines: LUF 60 Foto: JzF-Video