Wer im Einsatz oder bei Übungen stundenlang körperliche Schwerstarbeit leistet, der braucht auch eine ordentliche Verpflegung. Nicht umsonst heißt es sprichwörtlich: „Ohne Mampf kein Kampf“. Der Landkreis Nienburg hat dafür einen Gerätewagen Versorgung: Eine vollständig ausgestattete Industrieküche, ausgelegt für über 1000 warme Mahlzeiten, die überall und völlig autark eingesetzt werden kann. Die Zeiten von Erbsensuppe oder Würstchen mit Kartoffelsalat gehören damit der Vergangenheit an.
Doch schaut selbst, was die „Dicke Berta“ alles leistet. Viel Spaß bei der folgenden Reportage!
Einzigartig in Niedersachsen: Die „Dicke Berta“
Der GW-Versorgung ist ein besonderes Fahrzeug der Feuerwehr: Mit 15 Tonnen Gesamtgewicht wurde es konstruiert, um allen heißen Anforderungen gerecht zu werden. Geführt wird es von absoluten Fachleuten auf ihrem Gebiet und ist in dieser Form einmalig in ganz Niedersachsen. In Wietzen steht das Einsatzfahrzeug des Verpflegungstrupps. Der Verpflegungstrupp, auch Versorgungszug genannt, ist eine Einheit des Katastrophenschutzes des Bundes und der Feuerwehr unterstellt. Im Landkreis Nienburg/Weser hat die Freiwillige Feuerwehr Wietzen diese Aufgaben übernommen.
Claas Krowicky, Leiter des Verpflegungstrupps Wietzen, erklärt: „Es handelt sich um einen Gerätewagen mit Zusatzküche. Sie hat auch einen Spitznamen; ich nenne sie manchmal „Dicke Berta“, weil sie das größte Fahrzeug bei uns in der Halle ist“, sagt er.
Von der Erbsensuppe zum Schweinebraten
Ein Rückblick: Der damalige Kreisbrandmeister Kurt Wente fragte im Januar 1971 bei der Wietzener Feuerwehr an, ob man einen Verpflegungstrupp aufbauen wolle. Eine prima Idee, dachte man sich. Und schon einen Monat später wurde ein Feldkochherd nach Wietzen geschafft. Schnell hatte sich auch ein Dutzend Kameraden und Kameradinnen in der Ortsfeuerwehr Wietzen gefunden und die Arbeit aufgenommen. Am 16. April 1971 wurde das erste Mal Erbsensuppe gekocht – und 1978 hatte der Trupp beim Bezirkszeltlager der Jugendfeuerwehren in Mellinghausen sogar schon seinen ersten mehrtägigen Einsatz. Seit 1979 und bis heute sorgen die Feuerwehrköche und -köchinnen in der ersten Woche der Sommerferien im Kreiszeltlager der Jugendfeuerwehren mit mittlerweile 1300 Lagerteilnehmern und Lagerteilnehmerinnen für Frühstück, Mittag und Abendessen.
Im Januar 1988 bekam die Truppe dann einen zweiten Feldkochherd und 1994 kam noch ein Spülmobil mit Geschirr dazu, bevor 1998 der lang ersehnte Küchenwagen vom Bund bereitgestellt wurde. 2006 erhielten die Feuerwehrköche zudem einen 1997er-VW Bulli mit Funk und Blaulicht und 2013 ging schließlich der Traum vom Gerätewagen Versorgung in Erfüllung. Bei Abholung des Gerätewagens überraschten die Feuerwehrleute die 80-köpfige Belegschaft der Firma Gimaex, die das Fahrzeug konstruiert hatte, übrigens mit einem Essen: Es gab Schweinebraten mit Sauerkraut, Kartoffeln und ein Dessert.
Zahlreiche Versorgungseinsätze
In der voll ausgestatteten Industrieküche gibt der Trupp nun alles, um pünktlich zum Mittagessen fertig zu werden. Manchmal warten mehr als 1000 Kameradinnen und Kameraden auf ihre Mahlzeit. Nicht nur beim Kreiszeltlager der Jugendfeuerwehren, sondern auch dem Zeltlager der Schützenjugend, den Kreiswettbewerben der Jugendfeuerwehren, auf der Messe Interschutz in Hannover, bei Tagen der offenen Tür der Feuerwehren sowie Übungen der Kreisbereitschaften und bei Einsätzen, wie etwa 2017 nach einer Evakuierungsaktion wegen einer Bombenentschärfung in Stolzenau, wird in der „Dicken Berta“ fleißig gekocht.
Bisher immer mit Erfolg, wie der Chef erklärt: „Wir sind ein eingespieltes Team. Pünktlich 11.45 Uhr steht das Essen bereit, damit es um 12 ausgegeben werden kann“, sagt Verpflegungstruppleiter Claas Krowicky.
Die Feldküche kann übrigens völlig autark betrieben werden. Trinkwasser, Gas und Kühlraum garantieren einen reibungslosen Ablauf. Hinzu kommen ein 150 Liter fassender Kochkessel, ein Konvektomat, eine Kippbratpfanne, ein Geschirrspüler sowie eine Warmhaltevorrichtung für die Essensausgabe. Die klassische Erbsensuppe macht der Trupp in der „Dicken Berta“ natürlich auch heute noch, doch die Feuerwehrleute um Claas Krowicky können mehr, viel mehr!
Bernd Fischer, Kreisbrandmeister Nienburg, weiß das zu schätzen. Er erklärt: „Das Niveau der Verpflegung ist auf einem Stand angekommen, wo es mit einer normalen Feldküche nicht mehr zu handlen wäre. Ich glaube, wir können schon von Hotelniveau sprechen“, sagt er. Und Claas Krowicky ergänzt: „Die größte Freude und das größte Lob sind die strahlende Gesichter der Kameradinnen und Kameraden an der Ausgabe nach einer Übung oder einem Einsatz. Sie freuen sich, uns zu sehen und das freut uns auch.“
Auch solche Profis wie Köche und Köchinnen braucht die Freiwillige Feuerwehr. Hier kocht man nicht einfach für Gäste, hier kocht man für Kameraden und Kameradinnen, die eine wichtige Arbeit leisten. Denn wie heißt es so schön: Ohne Mampf, kein Kampf!
Mach mit bei der Freiwilligen Feuerwehr!
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