Besondere Einsätze erfordern spezielles Equipment. Das Hovercraft S580 hilft der Freiwilligen Feuerwehr Steinhude bei Einsätzen auf dünnen Eisflächen oder auch auf dem Wasser. Denn wenn im Winter das Steinhuder Meer zugefroren ist, ist der Einsatz mit dem Boot unmöglich. Welche Vorteile das Hovercraft hat und wie es eingesetzt wird, seht Ihr in der folgenden Reportage. Viel Spaß!
Hovercraft als Nachfolger des Hydrocopters
„Flugstunde“ für die Freiwillige Feuerwehr Steinhude: Kein Flugzeug, kein Helikopter, sondern ein Hovercraft bewegt die Feuerwehrmänner und -frauen seit dem Jahr 2010 auf einer dünnen Luftschicht über Gras, Sand oder die Wasseroberfläche. Dabei ist das Hovercraft S 580 in erster Linie für den Einsatz auf der Eisfläche gedacht.
Die Feuerwehr Steinhude hatte in der Vergangenheit einen Hydrocopter zur Eisrettung eingesetzt. Der war jedoch 2008 über eine Eiskante kopfüber ins Steinhuder Meer gestürzt und hatte dadurch einen Totalschaden erlitten. Ein Ersatz musste jedoch zwingend und schnellstmöglich her, hatte sich beim Eisfest im Januar 2009 bestätigt. Allein in dieser Saison mussten 30 Einsätze gefahren und ebenso viele Menschen vom Eis oder aus dem Wasser gerettet werden, so Ralph Nellesen, Ortsbrandmeister der Feuerwehr Steinhude.
Beim Eisfest im Februar 2012, als zehntausende Besucher auf dem Steinhuder Meer waren, sei das Hovercraft allein an einem Wochenende zu rund 30 Einsätzen ausgerückt. Nellesen weiß: „Wenn im Winter das Steinhuder Meer zugefroren ist, sind viele Eissegelregatten auf dem Meer unterwegs, aber natürlich auch Schlittschuhläufer, die bei Knochenbrüchen oder wenn sie ins Eis einbrechen, gerettet werden müssen. Deshalb ist dieses Fahrzeug von der Stadt Wunstorf gemeinsam mit der Region Hannover angeschafft worden.“
Bewusste Entscheidung
Die Wahl für das passende Gerät konnte die Feuerwehr selber treffen. Doch das war ein nicht ganz einfacher Prozess: Man knüpfte Kontakte mit Herstellern von Nord- bis Süddeutschland, aber auch nach Schweden und England. Der Austausch mit anderen Wehren war ebenso wichtig für die Entscheidung – und schließlich ließ man bei der Firma ACC Hovering in Köthen einen Prototyp des neuen Fahrzeuges fertigen.
Nahezu keine Limits bei der Rettung
Das S 580 ist ein Voll-Hovercraft. Bei diesen Fahrzeugen ist der gesamte Rumpf rundherum mit einer flexiblen Schürze versehen. Ein nach unten gerichteter Propeller erzeugt ein permanentes Luftkissen um den umkleideten Bereich. Durch dieses Luftkissen hat das Fahrzeug kaum Kontakt zum Boden, es schwebt darüber. Dadurch sind Einsätze im Wasser und auch an Land möglich. Der Antrieb erfolgt mit einem Propeller, die Steuerung mit Luftrudern. Das Hovercraft der Freiwilligen Feuerwehr Steinhude verfügt über einen öl-luftgekühlten BMW 4-Taktmotor mit einer Leistung von rund 112 PS. Bei mittlerer Drehzahl verbraucht es zwischen acht und zwölf Liter Kraftstoff pro Stunde und kann eine Geschwindigkeit von etwa 90km/h erreichen.
Das S 580 kann bis zu acht Personen befördern. Patienten können darauf auch liegend transportiert und somit vom Rettungsdienst bereits während der Fahrt versorgt werden. Da sich das Gewicht über das Luftpolster auf eine größere Fläche verteilt, nämlich rund eine Tonne auf zweieinhalb mal sechs Meter, sind brüchige oder dünne Eisschichten kein Problem mehr. Durch die vielseitigen Eigenschaften des Luftkissenbootes sind sogar noch weitere Einsatzmöglichkeiten denkbar.
Auch bei Hochwasser im Einsatz
Ralph Nellesen erklärt, welche Einsatzmöglichkeiten es noch gibt: „Das Fahrzeug könnte auch bei Hochwasserlagen eingesetzt werden, weil es ein recht ruhiges Gewässer wäre. Landwechsel oder schwimmende Körper, die irgendwo im Wasser sind, wie etwa Treibholz, würden ebenfalls keine Probleme bereiten, weil das Fahrzeug einfach darüber wegschwebt.“ Unter anderem ist das Hovercraft schon beim Elbe-Hochwasser 2013 im Einsatz gewesen. Die Haupteinsatzzeit ist jedoch der Winter. Dann sorgt das S 580 auch dieses Jahr für sichere Eisflächen auf dem Steinhuder Meer.
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Hovercraft S 580 auf dem Weg ins Wasser; Foto: JzF-Video